Laudatio von Überraschungsgast
Martin Knupp
Horst Rosenstock wurde
70 – Gratulation für den Gratulanten
Er ist der Mann der vielen
Namen: Mr. Olympia, Mr. Briefmarken, Mr. STC Blau-Weiß, Mr. Bundesliga,
Mr. Länderspielstatistik, Mr. Postversand, Mr. Archiv. Jede einzelne
dieser Titulierungen für „Vollblut-Funktionär“ Horst Rosenstock
birgt schon eine eigene Story in sich. Was der Solinger auch immer anging
und angeht in seinem Badmintonleben, er macht es ernsthaft und ausgiebig.
Und immer mit Gewissenhaftigkeit und Genauigkeit. In einer Chart-Show bei
RTL würde wahrscheinlich bei Nennung seines Namens in einer eingeblendeten
Kommentierung der Satz fallen „Horst Rosenstock? – Oh, ein Gigant!“.
So war es eine logische Folgerung,
dass der DBV, als es darum ging, einen Verantwortlichen für sein Archiv
zu finden, bei Horst Rosenstock vorstellig wurde. Seit 2002 trägt
er die Verantwortung für das Sammeln der Relikte aus der deutschen
Badminton-Vergangenheit. Und das bedeutet für Horst: Alles wo Badminton
drin- oder draufsteht, ist sammelwürdig. Leider fehlt noch der Museumsbau.
Sir Norman Foster soll aber bereits einen leibhaftigen Federball auf seinen
Schreibtisch gestellt bekommen haben.
Wer wann wie oft?
Der Verantwortungsbereich
Archiv umfasst auch die Länderspielstatistik, die Horst in der Nachfolge
von Siegfried Maywald und Hans-Peter Zorn übernommen hat. Die führt
er mit Begeisterung pur. Das erlebt jeder, der mit ihm zusammenarbeitet.
Es scheint, die Ereignisse sind bereits protokolliert, bevor sie stattgefunden
haben. Kaum ist eine fernmündlich vom Bundestrainer durchgegebene
Mannschaftsaufstellung für ein Länderspiel bei badminton.de veröffentlicht,
schon schwirrt eine E-Mail durch den Äther: „5. LS für Sven Eric
Kastens, 10. LS für Johannes Schöttler, 15. LS für Tim Dettmann,
50. LS für Ingo Kindervater.“
An diesem kleinen Beispiel
kann der Leser dieser Hommage gleich sein eigenes badmintologisches Grundwissen
testen. Von welchem Länderspiel ist hier die Rede? Schicken Sie ihre
Antwort an horst.rosenstock bei t-online. badminton.de hat die Rubrik „Badmintologie“
inzwischen eingestellt. Es fanden sich keine Fragen mehr, die Horst Rosenstock
nicht vorneweg beantwortete.
Selbst ein scheinbar so
endgültiger Bereich wie der der Länderspielstatistiken ist vor
Horsts nimmermüdem Forschergeist sicher. So verschickte er erst in
diesem Jahr eine erneuerte DDR-Länderspielstatistik, weil vergessene
Spiele aufgespürt worden waren. Ein wahrer Sonntagsbraten für
ihn.
Für Ehrungen im DBV
und das Nachhalten der ehrenamtlichen Tätigkeiten ist er ebenfalls
zuständig. Wenn jemand einen runden Geburtstag jenseits der 59 hat,
so stammt die entsprechende Würdigung sicherlich aus der Tastatur
von Horst Rosenstock. In der Badminton Rundschau Nummer 2/2008 waren es
derer beispielsweise gleich drei. Und wofür ihm besonderer Dank gebührt
– die Spieler und Verbandsfunktionäre aus dem Gründerjahrzehnt
des DBV, die jetzt nach und nach diese Erde verlassen und mit deren Namen
die heute die Hallen bevölkernden Generationen nichts mehr anfangen
können, entreißt er dem Vergessen.
Bevor Horst Rosenstock die
aktuellen Ämter übernahm, war die wichtigste seiner vielen vorherigen
Tätigkeiten im DBV-Spielausschuss die des Bundesligaspielleiters.
Dieses Amt bekleidete er seit 1982. Das war eine Zeit, in der die Computerergebnisdienste
noch nicht erfunden waren. Jeweils dienstags gingen bei ihm in der Ohligser
Nahestraße die Spielberichte der Bundesligisten ein und wurden spornstreichs
daraufhin überprüft, ob jeder sauber aufgestellt hatte. Erst
dies machte die Ergebnisse amtlich. Und anschließend wurden Kopien
per Post wieder im Lande verteilt. Postwendend sozusagen. Dabei konnte
Versand-Spezialist Rosenstock immer genau vorhersagen, welche Laufzeit
für welche Postversandart zu erwarten sein würde.
An dieser Stelle ist auch
wunderbar die Verbindung herzustellen zu Horsts Leidenschaft für die
Philatelie. In dieser Wissenschaft widmet er sich verschiedenen Spezialgebieten
aus dem Sportbereich. Speziell natürlich den Klebepapierstückchen
mit Badminton-Motiven drauf. Mittlerweile hat er über tausend Blätter
in seiner Sammlung damit bestückt. Sie konnten schon in den Foyers
bei etlichen Meisterschaften bestaunt werden. Auch auf der Internetseite
des Landesverbandes Nordrhein-Westfalen sind die Exponate zu finden.
Wer beginnt, mit ihm darüber
zu plaudern, wird rasch in die Tiefen und Untiefen eines in die ganze weite
Welt mäandernden Mikrokosmos eingeführt. Da lässt einen
beispielsweise die Ungeheuerlichkeit ratlos den Kopf schütteln, dass
es zu den Olympischen Spielen 1980 vom Ölstaat Kuwait einen Briefmarkensatz
mit einer Badmintonmarke gibt - obwohl Badminton in Moskau gar nicht zum
Programm gehörte. Oder wie verdaut man einen höchst amtlichen
orthographischen Supergau, wie die g-gestärkte Schreibweise „Badmington“
auf der Badmintonmarke der spanischen Post anlässlich der Spiele 1992
in Barcelona? Bei solchen und ähnlichen Rosenstockschen Darlegungen
gerät selbst der philatelistische Laie unvermeidlich ins Grübeln.
Ein Wunschtraum wurde Horst allerdings auch zu seinem siebzigsten Geburtstag
nicht erfüllt: Auf eine Badminton-Briefmarke der Deutschen Post wartet
er immer noch. Aber er ist mit siebzig ja noch jung genug.
Doch wir sind abgeschweift
von der Bundesligaspielleitung. Über 20 Jahre hat Horst diese Tätigkeit
mit großer Freude und schier unerschütterbarer Gelassenheit
ausgefüllt - aber am Ende doch die Lust verloren. Die Vereinsegoismen
raubten ihm den Nerv. „Was ich mir da alles anhören muss im Verlauf
der Saison, das brauche ich mir nicht antun“, klagte er damals im vertrauten
Kreise.
Bei der Übergabe zeigte
sich wieder einmal seine immer auf Zusammenarbeit gerichtete Grundhaltung.
Um seinem Nachfolger Bernd Mohaupt die Einarbeitung zu erleichtern und
ihn zu beraten, behielt er 2005 zunächst noch für ein Jahr die
Spielleitung der 2. Ligen.
Olympischer Schiedsrichter
Auch eine andere liebe Leidenschaft
hat Horst mittlerweile aufgegeben. Den Besuch Olympischer Spiele. Seit
1972 war er alle vier Jahre auf Ringe-Tour. Inklusive der Fernreisen nach
Los Angeles, Sydney und Seoul. In München ’72 war er allerdings nicht
als Tourist dabei, sondern hochoffiziell. Als Schiedsrichter nämlich.
Dieser Zunft gehörte er auch an. Als Inhaber der Lizenz für „höhere
internationale Aufgaben“ war er beim damaligen Demonstrationsturnier der
Sportart Badminton im Einsatz. In der Volleyballhalle auf dem Oberwiesenfeld
saß er in der Nachmittagsveranstaltung am 9. September 1972 (so viel
Genauigkeit muss an dieser Stelle sein) beim Herrendoppel-Endspiel zwischen
Christian Hadinata & Ade Chandra aus Indonesien („on my left“) und
Ng Bon Bee & Punch Gunalan („on my right“) - letztgenannter wurde jüngst
als BWF-Mitpräsident aus dem Amt gejagt - „auf dem Bock“, wie die
Schieris selbst gerne den Schiedsrichterstuhl nennen.
Noch viel wäre zu erzählen,
die Badmintonwelt wartet förmlich auf die Rosenstocksche Autobiografie.
(Titelvorschlag: Rosenstock mit Federkranz.) Etwa von seinen 562 Einsätze
für seinen heißgeliebten STC Solingen – das „Blau-Weiß“
dazwischen vergisst er nie mitzusprechen. Oder von einer geschichtsträchtigen
Bodenwälzeinlage am 18. Februar 1979 in der Oberhausener Sporthalle
vor einer Endspielkulisse.
Doch das sind andere Geschichten.
Die erzählen wir beim fünfundsiebzigsten oder beim neunzigsten.
Nur von der Liebe zu seiner
Vaterstadt Solingen, wo Horst Rosenstock am 22. Juli 1938 geboren wurde,
soll noch die Rede sein. 2000 machte er dort eine Ausbildung zum Stadtführer.
„Um nach 48 Berufsjahren den ‚Unruhestand’ etwas abwechselungsreicher zu
gestalten.“ Und seitdem bringt er Gästen und Besuchern der Stadt die
Besonderheiten und Sehenswürdigkeiten seiner Heimat näher. Und
wer in Solingen mal das Dreieck zwischen Gräfrather Markt Ohligser
Vogelpark und Schloss Burg abgewandert ist, weiß wie fit ein Mensch
sein muss, der auf diesem Terrain seinen Unruhestand verlebt.
Martin Knupp
Horst Rosenstock, der Motivator,
wird 70
Sein Herz schlägt seit
52 Jahren für das Spiel mit dem Ball aus Gänsefedern -- genannt
Badminton. Disziplin und Streben nach sportlichen Höchstleistungen
sind die Eckpfeiler seines Lebensweges, eine saubere Schlagtechnik das
Ergebnis seines Trainingsfleißes. Die enorme Schnelligkeit, die das
Badmintonspiel für Spitzenleistungen erfordert, war für ihn nie
erreichbar. Trotzdem reizt ihn die Grenzerfahrung seiner Leistungsmöglichkeiten
-- nicht nur beim Badminton-Spiel. Seit 43 Jahren ist Horst Rosenstock
im Vorstand des STC BW Solingen aktiv tätig. 1991 bestritt er sein
500. Mannschaftsspiel für den STC. Zu seinen großen Verdiensten
gehört, andere Spieler und Funktionäre zu Höchstleistungen
zu motivieren, als Manager der STC-Bundesligamannschaft von 1977 bis 1985,
als Delegationsleiter der Deutschen Nationalmannschaft, als Spielausschuss-Mitglied
im Deutschen Badmintonverband und als Berater und Ehrengeschäftsführer
der heutigen Vereinsführung.
Die Theorie des erfolgreichen
Badmintonspieles lernte er von den sehr erfolgreichen Meistern des eigenen
Vereins in den 50ziger Jahren, bei den Einsätzen als Internationaler
Schiedsrichter u.a. bei den Olympischen Spielen 1972 in München und
als langjähriger Bundesligaspielleiter des Deutschen Badminton-Verbandes.
So fordert er heute von seinen Blau-Weißen im STC immer wieder Höchstleistungen.
Horst Rosenstock ist immer stolz, wenn er Positives vom STC verbreiten
kann -- und das in einer Form, die zu weiteren Verbesserungen anspornt.
Selbst, als er Ende der 80ziger Jahre nach dem Weggang von zwei kompletten
STC-Mannschaften mit Bundesliganiveau das Ende des STC behauptete, motivierte
er mit seiner Aussage zum erneuten Wiederaufstieg in die 2. Bundesliga.
Auch heute glaubt er an die Leistungsfähigkeit seines Vereins, wieder
Bundesliga-Niveau erreichen zu können. Er unterstützt jeden Spieler
und Funktionär, der sich zum Ziel sportlicher Höchstleistungen
bekennt -- und das mit Erfolg.
Durch den Besuch zahlreicher
Olympischer Spiele in der ganzen Welt kann er sich und auch andere Sportler
für Höchstleistungen begeistern. Pflichtübungen für
jeden, der meint, ein Sportler zu sein, sollten die Leistungen für
das Deutsche Sportabzeichen sein. Von sich selber verlangt er mehr, zum
Beispiel die 72 Kilometer Klingenpfad-Bezwingung zu den Bedingungen der
Bundeswehr.
Die Würdigung erreichter
Leistungen im Bereich Badminton, auch dann, wenn die Leistungsfähigkeit
des Sportlers nicht mehr vorhanden ist, ist Balsam für die Seele eines
Jeden. Das ist für Horst Rosenstock Anlass genug, um anhand einer
von ihm sorgfältig gepflegten Chronik seines Vereins und des Deutschen
Badminton-Verbandes mit Liebe zum Detail Würdigungen zu veröffentlichen.
Sein Interesse für Geschichtliches
geht über den Badmintonsport hinaus. Er ist vor 10 Jahren tief in
die Geschichte unserer Klingenstadt eingestiegen, um als Stadtführer
Wissen zu vermitteln und Interessenten für Details unserer Stadtgeschichte
zu begeistern. Er motiviert u.a. langjährige Einwohner, ihr neues
Wissen über Solingen im Freundeskreis zu verbreiten.
Der Motivator Horst Rosenstock
widmet außergewöhnlich viel Zeit dem Gemeinwohl. Nur seine liebe
Frau und seine Enkelkinder können ihn ablenken. Alle, die von ihm
profitieren, wünschen ihm Kraft und Gesundheit für viele weitere
Lebensjahre.
Horst Konopatzki
Ehrenvorsitzender des STC
Blau-Weiß Solingen |