"Spätberufener" mit vielseitiger Liebe zum Badminton

Seit dem Verbandstag im Mai 1998 ist Dr. Norbert Möllers neuer Sportmedizinischer Beauftragter des Badminton-Landesverbandes. Es war überfällig, den 50jährigen Frechener einmal näher vorzustellen. Mit ihm sprach Presseteam-Mitarbeiter Maik Thesing:

BR: Herr Dr. Möllers, stellen Sie sich doch zunächst einmal selber den Lesern der Badminton Rundschau vor. Wie verlief ihr bisheriger beruflicher Werdegang?

Dr. Möllers: Vielleicht vorneweg das Private: Ich bin verheiratet. Meine Frau ist auch Ärztin. Wir haben zwei Kinder: Myriam (19) und Jan-David (knapp 18), die beide auch Leistungssport betreiben. Zu Beginn meines beruflichen Werdegangs habe ich Physik studiert und mit einer Diplomarbeit in der Kernphysik abgeschlossen. Mit 28 Jahren habe ich mit der Medizin meinen zweiten Studienweg gefunden. Weil ich eigentlich schon immer sportbegeistert war, habe ich mich nach Abschluss dieses Studiums für das Fachgebiet Orthopädie entschieden. Dadurch habe ich fünf Jahre lang am Sportmedizinischen Institut und am Olympiastützpunkt des Essener Alfried-Krupp-Krankenhaus bei Herrn Prof. Krahl gearbeitet. Zu dieser Zeit hatte ich Kontakt zu zahlreichen Sportarten und habe viele Athleten vom engagierten Hobbyspieler bis zum Olympiasieger, z.B. Fecht-Olympiasieger Arnd Schmitt, sportmedizinisch betreut. Meine weitere Facharztausbildung habe ich an der Uniklinik in Essen zu Ende gemacht. Gleichzeitig habe ich über mehr als 10 Jahre als Dozent in der Sportpädagogik der Uni Essen Sportlehrer in den Grundlagen der Sportmedizin ausgebildet und im Staatsexamen geprüft. Von den Sportpädagogen habe ich viel über Bewegung und Sport gelernt, was sonst nicht Gegenstand einer Medizinerausbildung ist.

BR: ... und wie entstand dann der Kontakt zum Badminton?

Dr. Möllers: Ich selber habe früher Leichtathletik betrieben und als 400 Meter- und 400 Meter-Hürden-Läufer an mehreren Deutschen Meisterschaften teilgenommen. In der Jugend habe ich auch 3 Zehnkämpfe gemacht. Da ich während meiner Zeit am Sportmedizinischen Institut sehr viele Kaderuntersuchungen gemacht habe, habe ich auch die Kaderathleten des Deutschen Badminton Verbandes kennengelernt. Stefan Kuhl war mein erster Badminton-Spieler. Später kamen dann Harald Klauer, Guido Schänzler, Michael Keck, noch später Detlef Poste und Volker Renzelmann und viele andere.

Dietrich Heppner vom TTC Brauweiler hat mich dann auch aufs Feld gelockt – und ich war vom ersten Moment an fasziniert. Da war ich schon 41 Jahre. Und es hat mich nicht mehr losgelassen. Ich habe sogar nachts über Schlagtechnik, Rückhand, Taktik nachgedacht.

So kam ich dann auch zum DBV und habe später die Deutschen Meisterschaften, das European Badminton Masters Finale und die German Open ärztlich betreut. Seit Oktober 1993 bin ich als Verbandsarzt für den Deutschen Badminton Verband tätig.

Seit fast 10 Jahren spiele ich nun regelmäßig hobbymäßig Badminton und darf inzwischen auch mit "richtigen" Badmintonspielern spielen. Das Erstaunen über die Vielfalt dieses tollen Sports ist stetig gewachsen.

Das Medizinische habe ich dabei nicht aus den Augen verloren. Unter der Verantwortung von Herrn Prof. Klümper aus Freiburg erscheint dieses Frühjahr ein neues Buch über Sportverletzungen. Ich werde darin das Kapitel über Sportverletzungen beim Badminton schreiben.

BR: Was macht denn für Sie die Begeisterung beim Badminton aus?

Dr. Möllers: Keine andere Rückschlagssportart ist so anspruchsvoll. Allein die Form des Balles ermöglicht einen schnellen Wechsel zwischen brutalen Schmetterbällen auf der einen-, und dem sehr sanften Umgang mit dem Spielgerät auf der anderen Seite. Auch können diesen Sport völlig unterschiedliche Menschentypen betreiben. Größe und Gewicht spielen für den Erfolg keine entscheidende Rolle.

Weiterhin ist Badminton - das zeigen die Untersuchungen - praktisch dopingfrei, weil ein gezieltes Doping wegen des vielschichtigen Anforderungsprofils keinen sicheren Erfolg gewährleistet. Mir gefällt es außerdem, daß es hierbei um nicht so viel Geld geht. Dadurch läuft es im Vergleich zu anderen Sportarten relativ fair ab. Es gibt viel Aspekte, warum ich Badminton so aufregend finde ...

BR: Erklären Sie doch bitte mal die Funktion eines Sportmedizinischen Beauftragten. Worin liegen ihre Tätigkeiten und wo setzen Sie Schwerpunkte?

Dr. Möllers: Das Amt kann ich natürlich nur parallel zu meinem Beruf ausüben, meine Aktivitäten sind von daher sicherlich zeitlich begrenzt. Trotzdem werde ich mich darum kümmern, daß die Athleten vernünftig medizinisch beraten werden, dass Kaderuntersuchungen regelmäßig stattfinden. Weiterhin werde ich versuchen im Sinne dieser Ziele meinen Kontakt z.B. zur Sporthochschule in Köln zu pflegen. Wie oft ich darüber hinaus bei Turnieren dabei sein kann, wird sich zeigen.

BR: Haben Sie zum Abschluß noch einen spontanen Tip für den Leser. Was kann er selber besser machen - schon beim nächsten Training?

Dr. Möllers: Ich stelle immer wieder fest, dass die Aufwärmarbeit vernachlässigt wird. Das Warmmachen und Dehnen, insbesondere von Unterarm- und Wadenmuskulatur lassen viele Spielerinnen und Spieler ja völlig aus. Konsequenz ist dann ein erhöhtes Verletzungrisiko und ein stärkerer Mukelkater. Beim Aufwärmen auf keinen Fall die Achillessehnen vergessen. In unserer Sportart sind diese besonders anfällig.

BR: Danke für das Gespräch.

Maik Thesing

-Presseteam-