BR - Interview

Nur das Team garantiert den Erfolg

Es gibt kaum etwas, welches Karl-Heinz Zwiebler in seinem Badminton-Leben nicht erreicht oder angepackt hätte: Als aktiver Spieler des 1. BC Beuel und des 1. DBC Bonn war er mehrfacher Deutscher Meister im Einzel und zusammen mit Gattin Eva-Maria in der Mannschaft. Als Trainer ist er seit 1982 Inhaber einer A-Lizenz und als Vereinsfunktionär arbeitet er seit zehn Jahren in verschiedenen Funktionen im Vorstand der Beueler mit und schließlich ist er auch noch für den BLV NRW aktiv: Seit acht Jahren ist er Mitglied im Jugendausschuß und neuerdings seit dem 2.9. auch Jugendwart unseres Landesverbandes.

Mit dem 47jährigen Deutsch- und Sportlehrer Karl-Heinz Zwiebler sprach Maik Thesing:

BR: Sie sind jetzt seit gut zwei Monaten Jugendwart. Wie kam es dazu, daß Sie dieses Amt übernommen haben?

Zwiebler: Nachdem mein Vorgänger Dietrich Heppner nun Vizepräsident des DBV geworden ist, mußte ein Nachfolger gefunden werden. Herr Heppner und unser Präsident Karl-Heinz Kerst haben mich dann gefragt, ob ich bereit wäre, dieses Amt kommissarisch zu übernehmen. Auf dem Jugendverbandstag am 31. Januar wird dann auch ein Jugendwart gewählt werden.

BR: Sie treten ja ein schwieriges Erbe an. Allein von der Erfolgsbilanz her ist die Arbeit Ihres Vorgängers nicht mehr zu überbieten ...

Zwiebler: Stimmt, bei den letzten Deutschen Meisterschaften haben wir von 15 möglichen Titeln 14½ geholt - nur in einem Doppel war ein Spieler eines anderen Landesverbandes beteiligt. Aber auch in den anderen Verbänden wird inzwischen hervorragende Arbeit geleistet und es ist möglich, daß es sich wieder ein wenig verschiebt. Aber ich glaube, daß durch die Fortführung der Arbeit auf verschiedenen Ebenen, worunter ich z.B. auch die Fahrdienste der Eltern zähle, die uns sehr entlasten, wir unsere herausragende Position werden behaupten können. Ohne ein Team im Hintergrund ist die ganze Arbeit nicht möglich. Bei allen Diskussionen die wir führen, war das immer entscheidend für den Erfolg. Wichtig wird aber weiterhin sein, daß wir überhaupt Kinder und Jugendliche gewinnen, die sich für das Badminton und für den Leistungssport entscheiden.

BR: Besteht in diesem Bereich ein Handlungsbedarf? Hat eine etwas traditionellere Sportart wie Badminton im Zeitalter der Trendsportarten ein Nachwuchsproblem?

Zwiebler: Ich meine zumindest als Referent für den Schulsport der Stadt Bonn ein anwachsendes Interesse festzustellen. Aber es ist schon richtig, daß viele heute immer wieder mal was neues probieren wollen und nach zwei Jahren ihren Sport wechseln. Badminton wird dann aber auch für viele interessant, weil sich hier schnell ein Erfolgserlebnis einstellt. Die Leistungsdichte hat in den letzten Jahren sicher zugenommen. Daß Badminton nicht "schrill" genug ist, spielt von daher sicher keine entscheidende Rolle.

BR: ... und sie betreuen auch ihren eigenen familiären Nachwuchs, der bereits recht erfolgreich ist ...

Zwiebler: Nicole ist deutsche Meisterin in der U17-Klasse und Marc sogar dreifacher Meister in der U15.

BR: War es da ausschlaggebend dieses Amt zu übernehmen oder war es eher eine zusätzliche Motivation? Müssen Sie hierdurch befürchten, daß Stimmen laut werden, die Ihnen unterstellen könnten, den eigenen Nachwuchs zu übervorteilen?

Zwiebler: Ich denke, so etwas wird keine Rolle spielen. Ich bin ja schon lange im Jugendausschuß, schon seit meine Kinder acht und sechs Jahre alt waren. Das ich jetzt den Posten des Jugendwartes übernehme, ist da nur eine logische Fortsetzung meiner Beisitzertätigkeit. Alles was in der Jugendarbeit entschieden wird, dient auch nur den Interessen der Jugendarbeit. Alleine kann man da ohnehin nichts bewegen, da der Jugendausschuß ein demokratisches Gremium ist und nur im Team gearbeitet wird. Die Beschlüsse der letzten Jahre haben gezeigt, daß hier auch nur Sachentscheidungen getroffen werden, die von allen mitgetragen werden können. Auch zu der Zeit als der Nachwuchs von Karl-Heinz Kerst und Dietrich Heppner dabei war, hat dies nie einen Rolle gespielt.

BR: Haben Sie eigentlich eine Erklärung dafür, daß immer viele hoffnungsvolle Talente aus so traditionellen "Badmintonfamilien" wie den Zwieblers kommen.

Zwiebler: Es ist sicher ein Vorteil, wenn schon die Eltern Badminton spielen. Unsere Kinder sind praktisch in den Sporthallen groß geworden und haben schon in jungen Jahren viele Spiele auf hohem Niveau sehen können. Das war sicher auch ein gutes observatives Training. Doch es gibt auch immer wieder kleinere Vereine, die sehr gute Jugendliche hervorbringen. Die Anzahl der guten Trainer in allen Teilen des Verbandes nimmt zu.

BR: Trotzdem fallen immer wieder die gleichen Namen, die gleichen Vereine auf. Wird in vielen anderen Vereinen nicht konsequent genug trainiert?

Zwiebler: Es kommt immer darauf an, wie ein Verein arbeitet. Man muß die Jugendlichen nicht nur zwei mal zwei Stunden in der Woche beschäftigen, sondern was zählt, ist eine umfassende langfristige Trainingsgestaltung.

BR: Welche Ziele werden Sie während Ihrer Amtszeit verfolgen?

Zwiebler: Unsere Ziele sind ja nicht meine, sondern die des ganzen Teams - des Jugendausschusses. Wir haben vor, unsere Talentsichtungen noch flächendeckender zu betreiben. Auch wollen wir uns besonders um den U22-Bereich kümmern, dort Lehrgänge und Turniere anbieten, um den schwierigen Übergang in den Seniorenbereich zu erleichtern. Oft haben Spieler ja in diesem Alter ein Motivationsproblem, wenn sie sich als erfolgreiche Jugendliche dann nur noch in der 3. Mannschaft ihres Vereins wiederfinden. So soll es gelingen, daß sie auch weiter am Ball bleiben.

BR: Danke für das Gespräch.